Warum nur Aktienbesitz Meinungsfreiheit ermöglicht

Wer Finanzblogs liest oder sich für das Thema investieren interessiert kann sicher aus dem Schlaf an die zehn oder mehr sehr detailliert ausgeführte Argumente nennen warum Aktien das Mittel der Wahl zur Geldanlage sind.

Diese wirtschaftlichen Gründe sind wichtig und richtig – ich möchte heute dieser langen Liste aber einen gesellschaftlichen Aspekt hinzufügen:

Der Aspekt der Meinungsfreiheit

Was haben Aktien und Geldanlage mit Meinungsfreiheit zu tun?

Sehr viel wenn man mal darüber nachdenkt warum die meisten Menschen Geld anlegen. Das ist – von einigen Glücklichen abgesehen – oft kein Zeitvertreib. Das Ziel ist es sich ein ständiges passives Einkommen oder ein gleichwertiges Vermögen zu generieren um seine Lebensziele zu verwirklichen. Früher in Rente, Halbtages-Job , Mehr Freizeit statt Arbeit und so weiter.

Natürlich beachtet jeder ernsthafte Anleger die Risiken seiner Investments. Wie wahrscheinlich ist es dass diese und jene Einkommensquelle wegbricht , wie wahrscheinlich ist es dass die passiven Einnahmen-Ströme x und y versiegen und wie kann ich mich dagegen absichern?

Was ich bisher aber noch bei keiner Betrachtung gefunden habe ist eine Risikoanalyse die abwägt wie „sicher“ eine Anlage ist wenn es Kräfte gibt die aktiv verhindern wollen das die Einnahmen fließen.

Warum sollte jemand so etwas wollen?

Nun die Frage ist schnell beantwortet : Weil die Gesellschaft als Ganzes (und im Einzelnen noch mehr) immer sensibler wird, man immer weniger bereit ist andere Meinungen zu akzeptieren.

Es hat sich eingebürgert jede Art von Meinungsäußerung als Angriff auf seine persönlichen Empfindungen und Lebenswelten zu verstehen – inklusive der Berechtigung dagegen vorzugehen um den „Angreifer“ davon zu überzeugen dass er seine Meinung gefälligst zu ändern habe. Und dieses Vorgehen setzt immer öfter dort an wo es wirklich jedem weh tut: an der wirtschaftlichen Existenz.

Wer die verschiedenen Boulevard-Medien liest bemerkt, dass es in den letzten Tagen und Wochen immer mal wieder diskutiert wurde ob die Meinungsfreiheit bei uns sogar schon in Gefahr ist oder ob es sich bei denen die das so sehen nur um die allseits beliebten Aluhut-Träger handelt.

Der aktuellste Beitrag dazu kommt vom Sascha Lobo in seiner Spiegel-Kolumne.

Meinungsfreiheit der Elite

Ausnahmsweise konnte ich in seinem Text dieses mal (kommt nicht so oft vor 🙂 ) durchaus einige Wahrheiten entdecken. So gibt er z.B. zu bedenken das bestimmte, bessergestellte Personengruppen mit den Folgen einer kontroversen Meinungsäußerung sehr viel besser klar kommen als andere. Und das hat nichts mit den Personen an sich zu tun sondern mit den wirtschaftlichen Bedingungen in der diese Person sich befindet.

Ganz konkret zitiert er die Bundesmutti für die ein Shitstorm eben etwas ist, was man halt aushalten muss wenn man seine Meinung äußern will. Das sagt sich in der Tat leicht auf dem (zweit-?) mächtigsten Posten im Land mit kostenlosem Zugriff auf ein Heer von Anwälten und einer gesicherten Pension.

Die Folgen für sie persönlich wären sogar bei Aussagen die 90% der Bürger gegen den Strich gehen doch sehr überschaubar. Maximal wird sie in 4 Jahren nicht mehr gewählt … so what. Die Kontakte sind geknüpft, notfalls auch im Ausland, das Konto und die Alterskasse sind gut gefüllt und in 2-3 Monaten ist eh alles vergessen.

Meinungsfreiheit für einfache Bürger

shitstorm

Doch wie steht es um die Möglichkeiten vom viel beschworenen „kleinen Mann von Nebenan“ aus ?

Leider hat sich in den letzten Jahren und Monaten gezeigt das man – gerade wenn man denkt man hat sich ein schön diversifiziertes Portfolio für passives und aktives Einkommen zurechtgelegt – mit einer Äußerung sehr schnell vor den Trümmern seiner (wirtschaftlichen) Existenz stehen kann.

Glaubt ihr nicht?

Dann schauen wir uns doch mal die gebräuchlichsten Einkommens-Töpfe an über die man üblicherweise verfügen kann. Und dann will ich beleuchten wie stark entsprechend „motivierte“ Kräfte „von außen“ Einfluss darauf nehmen können – sollte man durch eine Meinungsäußerung ins entsprechende Fadenkreuz geraten sein.

Geld verdienen durch angestellte Arbeit

aktives einkommen

Für die absolute Mehrheit der Bürger dürfte das „Hamsterrad“ die tragende Säule der Haushaltskasse sein.
Da bin ich sicher – Ich bin ja kein Zeitarbeiter. Bin schon lange dabei, mit dem Chef per du, außerdem leite ich das wichtige Projekt und sorge für gute Umsätze – Mein Job ist safe.
mögen viele beim Lesen dieser Zeile denken. Aber ist das wirklich so? Schauen wir mal auf die entsprechende Vorkommnisse der letzten Zeit – und das ist nur ein Auszug von solchen die es überhaupt in die Medien geschafft haben:

  • Mitarbeiter wegen israelkritischer Posts gefeuert (Quelle)
  • Daimlermitarbeiter ins Personalbüro beordert weil Sie einen Stuttgart21 Post liken (Quelle)
  • schwerbehinderter Mitarbeiter gefeuert weil der für die AFD im Stadtrat sitzt (Quelle)

Es reicht in der Regel schon ein kleines „Shitstörmchen“ das ein gewisses Maß an Öffentlichkeit erreicht und schon ist der sicher geglaubte Job und das wirtschaftliche Haupt-Standbein in die Binsen gegangen. Und in diesem Zusammenhang wichtig: Keine der genannten Beispiele enthielt Äußerungen oder Aktionen die gegen geltendes Recht verstießen, die betreffenden Mitarbeiter bewegten sich also alle 100% auf legalem Boden. Gerettet hat sie das aber nicht.

Wer auf das Einkommen aus abhängiger Beschäftigung angewiesen ist , der ist also gut beraten seine Meinungsäußerung im öffentlichen Raum selbst entsprechend zu zens…“kontrollieren“. Denn das man eine Aussage tätigen kann von der sich NIEMAND angegriffen fühlt ist in diesen Zeiten nicht mehr zu erwarten.

Fazit Einkommen durch abhängige Beschäftigung
Gegen gezielte Eingriffe von außen: SEHR UNSICHER

Ich hab ja noch meine Immobilien…

mieteinnahmen

Der 9to5 Job war eh nur noch als Zusatz – ich war clever und habe mir mit meinem Immobilien ein zweites Standbein aufgebaut. Auch wenn ich meinen Job verliere komme ich sehr gut über die Runden.

Das mag sich auf den ersten Blick richtig anhören. Und es gibt sicher Fälle in denen jemanden seine Mieteinnahmen wirklich vor dem Absturz bewahren. Aber gehen wir doch mal von einer alltäglichen Situation aus:

Herr Mustermensch lebt in einer kleinen Stadt, er hat sich zwei-drei Wohnungen gesichert von deren Miete man leben kann und die er hauptsächlich an die Studenten der Universität vermietet. Nebenbei ist Herr Mustermensch auch in seinem Stadtteil-Ausschuss engagiert und nimmt an verschiedenen Sitzungen teil. Dort äußert dann am Abend eines viel zu langen Tages unbedacht und in genervter Gemütslage ob der noch offenen Sitzungspunkte die Meinung, dass man die Miete für die Suppenküche aus wirtschaftlichen Gründen schon erhöhen sollte….. Die Mehrheit sieht das anders und er ist froh wenn die Sitzung zu Ende ist.

Doch zwei drei Tage später erhält er ein Schreiben aus seiner Mietwohnung mit der Kündigung des jungen Studentenpärchens. Auch die Begründung wird gleich mitgeliefert: Man habe vernommen das sich der Herr Immobilienhai nicht um soziale Projekte schere und nur auf Profit aus ist – so jemandem wolle man kein Geld geben.

Einen Tag später meldet sich der Hausverwalter – auf der Fassade der Erdgeschosswohnung ruft nun ein grell roter Schriftzug zum Kampf gegen die „Heuschrecken“ auf. Der Hausverwalter deutet an , dass man damit wohl selbst gemeint ist. Die Polizei wird zwar ermitteln , macht aber keine großen Hoffnungen, dass man jemanden finden wird der die Kosten trägt. Dafür war die Instandhaltungsrücklage eigentlich nicht gedacht…

Also werden neue Mieter gesucht, Aushänge an der Uni platziert. Doch am selben Tag noch meldet sich per Mail ein Vertreter des Studierenden-Ausschusses: Man werde die Aushänge an der Uni nicht mehr genehmigen und so ganz allgemein sei man in Studentenkreisen zur persona non grata geworden die sich freuen könne, dass gewisse Leute die Wohnungen noch nicht für eine Besetzung in Erwägung gezogen haben.

Immobilien sind – sofern sie nicht durch ein anonymisierendes Firmenkonstrukt enkoppelt wurden – immer auch mit der Person des Besitzers verbunden. Und damit auch direkt eine willkommene und gut zugängliche Angriffsfläche wenn Gegner der eigenen Meinung dies so wirtschaftlich schmerzhaft wie möglich kundtun wollen.

So muss man im Zweifel als Vermieter nicht nur mit den Mietausfällen leben sondern im schlimmsten Fall kosten die Entfernung und Reparatur von Vandalismus-Schäden auch noch zusätzlich eine Stange Geld.

Fazit Einkommen durch vermietete Immobilien
Gegen gezielte Eingriffe von außen: UNSICHER

Sollen Sie doch – meine Firma läuft gut und sichert mein Einkommen

firmengründung

Was ist mit der eigenen Firma? Die hat man ja schließlich aus dem Nichts aufgebaut, man hat jahrelange Erfahrung, viele namenhafte Kunden und einen exzellenten Ruf in der Umgebung und im Netz. Daran kann keiner rütteln!

Falsch – Eine Firma die nur noch „offline“ und mit einem festen Kundenkreis existiert ist heute kaum noch denkbar. Aber auch diese wäre durchaus ein Ziel einer entsprechenden Kampagne. Und alle anderen sind es sowieso. Ein paar Beispiele:

  • 400.000 € Schaden weil man die „falschen“ Kunden hatte (Quelle)
  • Firmeneigentum abgefackelt weil man für „Kapitalisten“ arbeitet (Quelle)

Für große Firmen mit entsprechendem Budget mag das alles noch handlebar sein. Aber für das typische Kleingewerbe oder den Mittelständler können solche realen Anschläge oder auch nur der Bewertungs-Shitstorm im Netz schnell das aus für die eigene Firma bedeuten. Denn gerade bei Onlineshops oder kleinen Betrieben ist das erste was potentielle Neukunden sehen der Facebook oder Google-Rank. Und dort ist man mit 1-2 Sterne-Bewertungen direkt abgeschrieben.

Fazit Einkommen durch eine eigene Firma
Gegen gezielte Eingriffe von außen: UNSICHER

Einkommen durch Online-Marketing, Spenden, P2P Kredite

blogger einnahmen

Die Versuchung liegt nahe sich als „Online-Unternehmer“ in Sicherheit zu wiegen. Das Geld kommt pünktlich auf sein Paypal-Konto, die Werbeeinnahmen sprudeln und der ein oder andere spendet auch noch schön.

Man braucht noch nicht einmal ein Konto bei der Bank vor Ort – Direktbanken sei Dank.

Doch gerade im Netz kann einem schneller der Geldhahn abgedreht werden als manch einer denkt.

Denn oft sind es einzelne Firmen die wichtige „Knoten“ im digitalen Geldfluss beherrschen.

Im Netz finden sich dutzende Berichte von Bloggern /Youtubern etc denen plötzlich das ganze Einkommen weggebrochen ist weil jemand die Regeln geändert hat (Youtube streicht Werbegelder) , weil man sich politisch-unkorrekt verhalten hat (Blizzard streicht Preisgeld nach Solidaritätsbekundung) oder weil die Firma aufgrund von echten oder fiktiven Beschwerden die Zusammenarbeit beendet.

Und diese Firmen sind juristisch fast immer im Recht. Denn man kann es sich aussuchen mit wem man Geschäfte macht und mit wem man es – aus Angst vor dem Shitstorm – lieber nicht tun möchte.

Das ganze geht so weit , dass wenn man es sich durch eigene Taten oder Äußerungen wirklich mit wichtigen Leuten verscherzt sogar ganz schnell von jedem Geldfluss abgeschnitten sein kann wie das Beispiel WikiLeaks eindrucksvoll gezeigt hat. (Paypal,Visa und Matercard sperren Zahlungen an Wikileaks)

Fazit Einkommen durch eine eigene Firma
Gegen gezielte Eingriffe von außen: UNSICHER

Auch wenn der Shitstorm tobt – die Dividenden fließen

dividenden einahmen

Und so bleibt meiner Meinung nach nur ein einziger Einkommens-Strom übrig der weder durch Aktivisten noch durch Firmen nach Gutdünken lahmgelegt werde kann:

Aktien

Keine Firma kann sich aussuchen wer die eigenen Aktien kaufen oder verkaufen darf.

Durch die dezentrale Struktur des Aktienhandels haben auch die Broker keinen oder nur geringen Einfluss darauf wer mit wem handelt.

Die Dividenden werden an alle Aktionäre bezahlt – auch hier ist keine „Sonderbehandlung“ möglich, auch wenn der „öffentliche Druck“ noch so groß ist.

Fazit Einkommen Dividenden/Aktiengewinne
Gegen gezielte Eingriffe von außen: SICHER!

Fazit : Echte Meinungsfreiheit ? Nur mit Aktien!

Die meisten Einkommen auf die sich ein normaler Durchschnittsbürger verlässt sind in Zeiten schwindender Toleranz nicht sicher genug um sich darauf verlassen zu können.

Ein undurchdachter Social-Media Post, eine bierseelige Äußerung die in die falschen Ohren gelangt – schon sind sicher geglaubte Einkommen in massiver Gefahr.

Neben der psychologischen Belastung die ein Shitstorm mit sich bringt hat dieser in unseren Zeiten auch das Potential ganze wirtschaftliche Existenzen zu zerstören.

Und es ist quasi unmöglich heute nicht am gesellschaftlichen Leben teil zu haben und NICHT mal an jemanden zu geraten der sich durch eine Aussage oder Tat gekränkt/beleidigt/provoziert/angegriffen fühlt. Man kann immer nur darauf hoffen das dieser jemand nicht zu der Sorte gehören die daraus einen Kreuzzug gegen einen machen.

Das einzig sichere Mittel um so eine Krise wirtschaftlich zu überstehen sind Aktien. Diese Einkommensquelle ist – sofern man gegen keine Gesetze verstößt – die einzige die ohne Beachtung der Person fließen muss!

Wer sich nur auf andere Einkommen aus Arbeit , Immobilien oder Werbeeinnahmen verlässt hat im Zweifel sehr schnell ein Problem , muss öffentlich zu Kreuze kriechen und hoffen dass der Shitstorm-Pöbel vergibt. Echte Meinungsfreiheit sieht leider anders aus.

Wen die bisher bekannten wirtschaftlichen Argumente noch nicht von der Notwendigkeit zum Aktieninvestment überzeugt haben – hier habt ihr nun auch noch eine gesellschaftliche , persönliche Begründung PRO Aktien 🙂

15 Replies to “Warum nur Aktienbesitz Meinungsfreiheit ermöglicht

  1. Absolut korrekt. Aktien sind für jeden der nicht links tickt, heutzutage sehr wichtig. Allerdings kann ein shitstorm auch eine Konto- oder Brokerkündigung zur Folge haben. Fällt man in Ungnade, steht man bei Banken und deren Brokern auf der „schwarzen Liste“, gleich neben den Terroristen, oder direkt als Terrorist. Klingt übel, ist es auch. Und vor allem real, also kein Einzelfall.

  2. Interessanter Artikel, aber leider macht es die fehlende oder falsche Interpunktion sehr anstrengend zu lesen. Ein paar mehr Kommata wären hilfreich.

    1. Hey Alexa,
      danke für den Hinweis. Kommas und ich waren leider noch nie gute Freunde, entweder sinds zu viele oder zu wenige 🙂
      Kennst du brauchbare Tools um den Text entsprechend auf Kommasetzung prüfen zu lassen? Word war zumindest früher dazu eher nicht geeignet.

      MFG
      Oli

  3. „Mitarbeiter wegen israelkritischer Posts gefeuert“ – In dem Artikel, den du verlinkst, ist die Rede von einer israelischen Fahne mit Hakenkreuz und einem Satz dazu, dass er Israel hasst. Das ist keine Israel-Kritik, sondern höchst justiziabel.

    „Daimlermitarbeiter ins Personalbüro beordert weil Sie einen Stuttgart21 Post liken“ – Wenn die Personalabteilung mitbekommt, dass du einen Post zu deinem eigenen Chef, in dem er als „Spitze des Lügenpacks“ bezeichnet wird, likst… Ja, klar bestellt man dich ein und fragt, was das soll.

    „schwerbehinderter Mitarbeiter gefeuert weil der für die AFD im Stadtrat sitzt“ – Das steht nicht in dem verlinkten Artikel.

      1. Hallo Stephan und Helmut,

        Hier muss ich meinen Text bzw die Schlussfolgerungen ein wenig verteidigen:

        Artikel 1 beschreibt konkret zwei „Tatbestände“ von gesamt 8 Mitarbeitern die gefeuert wurden. Der mit dem Hakenkreuz ist tatsächlich juristisch fragwürdig, da hast du recht. Zum zweiten Mitarbeiter heißt es dort: „Im Post eines anderen hieß es mit Blick auf die Lage der Palästinenser in den besetzten Gebieten: “Nein, Israel hat nicht jedes Recht auf Selbstverteidigung.! “
        Das halte ich zumindest nicht für eine justiziable Äußerung, ohne das politisch werten zu wollen.

        Artikel 3 : Nunja…die Überschrift des Artikels lautet „Roche-Mitarbeiter gekündigt – weil er AfD-Stadtrat ist?“.
        Natürlich wird das Unternehmen das nicht bestätigen und auch so nicht auf die Kündigung schreiben – denn dort weiß man natürlich, dass eine solche Kündigung keine 5 Minuten im Gerichtssaal überstehen würde.
        Wer jedoch kurz Google bemüht findet auch die Schilderungen des betreffenden Mitarbeiters über Betriebsratssitzungen in der er explizit für sein politisches Engagement angegriffen wurde und sogar von Gewerkschaftsseite gewarnt wurde dass sein Job auf dem Spiel stehen wenn er “ das mit der AfD“ weitermache.

        Bei allen dreien geht es aber nur auf den ersten Blick um die betreffenden Personen – die (gewollten) Auswirkungen sind doch die gleichen:
        Du kannst deine Meinung sagen bzw vertreten – aber dann bist du halt dein Einkommen los.

        Und wie weiter im Artikel aufgeführt ist das subjektiv nicht weniger repressiv als ein explizites Verbot der Meinungsäußerung.

        mfg
        Oli

  4. Wir leben nun mal als Gesellschaft in einer Gemeinschaft mit anderen. Dass es da nicht völlig egal ist, wie ich mich im Umgang mit anderen verhalte, sollte niemanden überraschen. Die anderen genießen nämlich, Überraschung, ebenfalls Meinungsfreiheit! Sie dürfen mir widersprechen, und auch ihr Verhalten mir gegenüber ändern!

    Niemand kommt in Deutschland in den Knast für seine Meinung (div. Straftatbestände mal außen vor). *Das* meint Meinungsfreiheit.

    Die meisten verwechseln Meinungsfreiheit aber mit Widerspruchs- und Konsequenzenfreiheit.

    Wenn ich ein Arschloch bin oder mich entsprechend verhalte, drohen mir Konsequenzen, weil andere mich eventuell nicht mehr so nett finden. Noch mal: Nicht überraschend.

    Gruß,

    Michael

    1. Hey Michael,

      das ist richtig. Nur ist es schon ein Unterschied ob man mit jemandem einen Disput hat und der andere einem „nicht mehr nett findet“ oder ob der andere versucht dich aufgrund dessen wirtschaftlich zu ruinieren.
      Und für die betroffenen ist es letztendlich kein großer Unterschied ob man für seine Meinungsfreiheit in den Knast geht oder seiner wirtschaftlichen Existenz beraubt wird.

      Das dies in dem Ausmaß möglich ist hat viel mit der fortschreitenden Vernetzung zu tun.
      Ein verärgerter Kunde konnte früher vlt. seine Familie und ein paar Freunde zu einem Boykott eines bestimmten Geschäftes überreden.
      Heutzutage kann ein gut gemachter Shitstorm tausende motivieren- Vollkommen egal ob der Grund gerechtfertigt und richtig wiedergegeben oder nicht.

      Und wenn man aufgrund einer Meinungsäußerung Gefahr läuft das nächste Essen bei der Tafel einnehmen zu müssen dann ist das subjektiv mindestens genauso eine Einschränkung für die Meinungsfreiheit wie ein staatlicher Eingriff.

      Und dagegen schützen halt nur Einkommensquellen an die der „der mich nicht mehr nett findet“ nicht rankommt 🙂

      mfg
      Oli

      1. Ich weiß nicht, wie häufig unberechtigte Shitstorms wirklich vorkommen. Die Tatsache, dass Zeitungen darüber berichten, lässt doch eher den Schluss zu, dass das wohl selten (erfolgreich) der Fall sein dürfte. Sonst wäre es ja nicht berichtenswert oder außergewöhnlich.

        Die Frage ist halt: Will ich jemandem etwas verkaufen (meine Arbeitskraft, meine Immobilien)? Wenn ja, muss ich mich anpassen. Ein unfreundlicher Verkäufer verkauft halt weniger.

        Da hat der anonyme Aktienmarkt im Hinblick darauf sicher seine Vorteile. Der Preis hängt nicht von der Person des Verkäufers ab.

  5. Die Meinungsfreiheit ist ein Abwehrrecht zum Schutz vor staatlicher Repression. Sie ist kein Freibrief dafür, folgenlos seine Mitmenschen (das Freunde, Ehepartner, Kinder, Nachbarn, aber auch Arbeitgeber, Mitarbieter, Mieter, Vermieter und Wähler) vor den Kopf zu stoßen und erst recht keine Garantie, für das eigene Handeln Zustimmung oder Beifall zu erhalten. Das wird mir etwas zu oft missverstanden.

    Und insofern finde ich die Argumentation hier auch dünn. Wenn die Studentin aus der vermieteten Immobilie auszieht, zieht eben jemand anderes ein. Und wenn in Berlin zu viele Mieter von Vonovia eine andere Bleibe suchen, dann schrumpfen auch dort die Gewinne und die Dividende wird gekürzt.

    Was die Immobilie oder das eigene Unternehmen von einem Aktieninvestment unterscheidet, ist lediglich die Möglichkeit, die Klumpenrisiken durch Diversifikation loszuwerden. Gewinne sind aber die Voraussetzung für den Erfolg jeder Geldanlage. Mit Meinungsfreiheit hat das wenig zu tun.

    1. Hallo Andreas,

      natürlich muss jemand der seine Meinung äußert auch damit leben das gegenteilige Meinungen geäußert werden. Eine „neuzeitliche“ Folge ist aber das dieser Disput wirtschaftlich existenzbedrohend werden kann.
      Und wer schon einmal erlebt hat wozu eine ideologisch aufgeladene, organisierte Kampagne z.B. von Studenten fähig ist der weiß das das nicht mit „da zieht halt jemand anderes ein“ erledigt ist.

      Und wenn man befürchten muss das eine Meinungsäußerung sich selbst und seinen Betrieb samt Mitarbeitern zum Ziel der nächste Kampagne macht der überlegt sich doch zweimal ob man seine Meinung frei äußert oder sich doch lieber selbst zensiert.

      mfg
      Oli

  6. Hallo,
    leider muss ich dir widersprechen. Bei der angeblichen „Sicherheit“ der Dividenden gibt es zumindest zwei Punkten die nicht unwesentlich sind.
    1. Der „Staat“ oder „Finanzminister“ kann jederzeit die Spielregeln ändern. Ich kann mich noch erinnern als in Österreich für Aktien die man 1 Jahr oder länger hielt keine Steuern bezahlen musste. Aktuell ist der Steuersatz 27,5% – reicht das um die Pensionen des Staates zu sichern?
    2. Eine weltweite wirtschaftliche Krise – der böse vorangekündigte „Crash“. Unternehmen hatten bei einer persönlichen Krise die Dividende (trotz jahrzehntelanger Zahlung) auf 4 Cent per Jahr reduziert. Sollte dieses Worst Case Szenario eintreffen gibt es keine Dividenden und die Verkaufskurse sind im Keller.
    Sorry, das Leben hat gewisse Risiken – auch für Aktionäre.
    Viele Grüße
    Bergfahrten

    1. Hallo Bergfahrten,

      damit hast du natürlich recht. Keine Einkünfte sind wirklich 100% „sicher“. Mir ging es eher darum wie „sicher“ Ausgaben sind wenn man „von außen“ versucht einer Person oder Gruppe die Einkünfte zu kappen.
      Wenn die Einkünfte aufgrund des Marktumfeldes wegbrechen sind sie natürlich weg – aber dann halt auch für alle die diese Einkünfte beziehen und nicht für eine spezielle Person oder eine ausgewählte Gruppe die man aufgrund einer Meinungsäußerung „bestrafen“ möchte.

      mfg
      Oli

  7. Eigentlich traurig, dass man Angst um sein Einkommen haben muss sobald man seine Meinung frei äußert. Was meiner Meinung nach auch sehr wichtig ist, ist dass man bei Aktien die Unternehmen, die die eigene Meinung und Werte am besten vertreten kaufen kann. Bei einem ETF oder generell bei Investmentfonds weiß man nie mit welchen Unternehmen die Rendite erzielt wird. Ich persönlich möchte nichts mit Nestle zu tun haben, auch nicht in Form eines Investments in das Unternehmen.

  8. Servus,

    der Artikel spricht mir aus der Seele. Besonders krass finde ich die verlinkten Quellen und das teilweise bereits Likes ausreichen um kleine, aber doch spürbare Konsequenzen erfahren zu dürfen.

    Die genannten Gründe sind alles Gründe, warum ich mich im Internet, auf meinen Webseiten, nicht zu politischen Themen äußere. Der Ärger ist vielfältig. Es reicht ja schon, wenn ein paar Leute meinen, irgendwelche Mails an meinen Arbeitgeber schicken. Der ist im besten Fall genervt und legt mir am Ende nahe, doch auf diese Sachen zu verzichten.

    Wirtschaftlich wird selbst die kleinste Bäckerei am Ende, wenn das Netz den Mob losschickt.

    Dass man am Ende mit Aktien am besten unterwegs und am unabhängigsten unterwegs ist, dem stimme ich zu. Wobei das nicht nur auf die Meinungsfreiheit zutrifft. Aktien kann ich auch ins Ausland mitnehmen, wenn sich hier die Verhältnisse ändern, z.B. durch Steuern und Co. Immobilien, Job und Firma ist meist schwieriger.

    Gruß
    Fuseboroto

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